Gerade der wichtige Aspekt der „Mediengesellschaft und -analyse“, für den das Fach Geschichte prädestiniert ist, findet sich im Bildungsplan 2016 gleich an mehreren Stellen wieder. Da diese Thematik innerhalb der Medienbildung sicherlich als anspruchsvollste zu gelten hat, tritt diese allerdings erst ab Klasse 9/10 in Erscheinung.
Die Medienanalyse wird als zentraler Bestandteil der Medienbildung im Fach Geschichte hervorgehoben. Die Schülerinnen und Schüler stoßen „im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder auf die ambivalente Rolle der Medien in gesellschaftlichen Wandlungsprozessen. Dabei werden sie für die zentrale Bedeutung von Medien bei der Konstruktion von Wirklichkeit sensibilisiert und zu einer reflektierten Mediennutzung befähigt (z.B. auch hinsichtlich des Urheberrechts). Sie erfahren, „wie wichtig die kritische Auseinandersetzung mit Medien für die Weiterentwicklung eines demokratischen Gemeinwesens und seiner zivilgesellschaftlichen Strukturen ist“ (BP 2016, Gym, Geschichte, S. 5).
In den Klassen 9/10 wird der Bereich „Mediengesellschaft und -analyse“ für folgende inhaltsbezogene Kompetenz festgelegt: Die Schülerinnen und Schüler können „das Alltagsleben in der NS-Diktatur zwischen Zustimmung, Unterdrückung und Widerstand erläutern und Auswirkungen auf die Stabilität der NS-Herrschaft beurteilen“ (S. 28). Ein Aspekt, den die Schülerinnen und Schüler in diesem Zusammenhang eingehender untersuchen sollen, ist die NS-Propaganda, die sich besonders dazu eignet, Inhalte der Medienanalyse zu vermitteln: In besonders anschaulicher Weise können die Wirkung der Medien und das manipulative Potential verdeutlicht werden.
„Die Schülerinnen und Schüler lernen, verschiedene analoge und digitale Materialien fachgerecht und kritisch auszuwerten“ (S. 7). Hierbei ist jedoch gerade bei der Lektüre der inhaltsbezogenen Kompetenzen darauf zu achten, dass diese „weder erschöpfend noch zwingend [sind]. Wenn im Bildungsplan nur an einer Stelle auf eine bestimmte Kompetenz verwiesen wird, ist daraus keineswegs zu folgern, dass diese nur einmal eingeübt werden sollte“ (S. 10). Dies ist ein Aspekt, der insbesondere im Bereich „Information und Wissen“ zum Tragen kommt. Die fachgerechte und kritische Auswertung (digitaler) Medien ist eine Kompetenz, die nicht nur an einer Stelle eingefordert wird, sondern sich wie ein roter Faden durch den gesamten Bildungsplan 2016 für das Fach Geschichte zieht.
Karikaturen zählen zur Satire und sind täglich in Zeitschriften, Zeitungen und im Internet zu finden. Ziel von Karikaturen ist die überspitzte Darstellung eines historisch-politischen Problems, welches Kritik äußern soll und somit monoperspektivisch vom Autor dargestellt wird. Insbesondere Karikaturen aus vergangener Zeit bieten also einen Einblick in die Wahrnehmung des Alltags eines Autors und die geäußerte Kritik an der Gesellschaft/Politik.
Wichtig bei der Karikaturenanalyse ist die Beschreibung, die Interpretation (z.B. welches Problem, was kritisiert der Autor, für welche Position ergreift er Partei?) und die Deutung mit einem zusammenhängenden Fazit.
Besonders wichtig sind Zeitzeugen in Bezug auf ihre Wahrnehmung der Erlebnisse im Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg. Da diese Ereignisse aber 75 Jahre her sind, wird es immer schwieriger Zeitzeugen hierfür zu finden. Die sogenannte „Oral History“ wird mit all ihren Chancen, Grenzen und in ihrer praktischen Umsetzung von der Bundeszentrale für politische Bildung unter Oral History dargestellt.
„Besuche von Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus gehören heute meist selbstverständlich zum Programm des Geschichtsunterrichts, sind aber auch zunehmend Teil außerschulischer historisch-politischer Bildung. Sie ergänzen durch die Anschauung vor Ort, die der Aufbereitung und Erklärung bedarf, die schulische historisch-politische Bearbeitung des Themas „Nationalsozialismus“, können jedoch die Auseinandersetzung mit dem Thema in der Schule nicht ersetzen. Gedenkstätten sind Orte gemeinsamen Lernens und Gedenkens sowie der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Erinnerungskulturen. Sie entfalten ihre Wirkung für die politischen Bildung jedoch nur, wenn ihr Besuch sorgfältig vorbereitet und auf die Fragen und Bedürfnisse der Besucher/innen ernsthaft, möglichst individuell und nicht routinemäßig eingegangen wird.“ (vgl. Besuch einer Gedenkstätte). Besonders zu beachten sind hierbei eine gute Vorbereitung, methodische Durchführung und ausführlich Nachbereitung des Besuchs.
Neben analogen Medien wird bei den Jugendlichen der Fokus auf digitale Medien gesetzt, da die Schülerinnen und Schüler damit täglich konfrontiert werden. Oft wird Geschichte, werden Geschichtsbilder und Erinnerungskultur in den digitalen Medien zur Beeinflussung verwendet. Die SuS sollen die Grundlagen erlernen dies zu erkennen, kritisch zu hinterfragen und sich eine eigene Meinung bilden.