Auch in den Klassen 11/12 wird der anspruchsvollere Bereich der Medienbildung – nämlich die „Mediengesellschaft und -analyse“ – aufgegriffen.
Die zur Mediengesellschaft und -analyse formulierte inhaltliche Kompetenz lautet: Die Schülerinnen und Schüler können „Machterwerb und Herrschaftspraxis des Nationalsozialismus analysieren und bewerten“ (S. 40). Die Analyse der manipulativen Selbstdarstellung des Nationalsozialismus sowie der Berichtserstattung von Kriegsereignissen im Rahmen von Reichsfunk, Presse und Wochenschauen bieten in diesem Kontext eine ergiebige Basis, um die Schülerinnen und Schüler auf einem höheren Reflexionsniveau an die Analyse der Mediengesellschaft und ihrer Wirkmechanismen heranzuführen.
„Die Schülerinnen und Schüler lernen, verschiedene analoge und digitale Materialien fachgerecht und kritisch auszuwerten“ (S. 7). Hierbei ist jedoch gerade bei der Lektüre der inhaltsbezogenen Kompetenzen darauf zu achten, dass diese „weder erschöpfend noch zwingend [sind]. Wenn im Bildungsplan nur an einer Stelle auf eine bestimmte Kompetenz verwiesen wird, ist daraus keineswegs zu folgern, dass diese nur einmal eingeübt werden sollte“ (S. 10). Dies ist ein Aspekt, der insbesondere im Bereich „Information und Wissen“ zum Tragen kommt. Die fachgerechte und kritische Auswertung (digitaler) Medien ist eine Kompetenz, die nicht nur an einer Stelle eingefordert wird, sondern sich wie ein roter Faden durch den gesamten Bildungsplan 2016 für das Fach Geschichte zieht.
Zunächst findet eine Unterscheidung in Geschichtskarten und historische Karten statt. Beide Kartentypen werden unterschiedlich analysiert. Die Grundlagen wurden bereits in Klasse 9/10 gelegt und werden in der Kursstufe vertieft.
Karikaturen zählen zur Satire und sind täglich in Zeitschriften, Zeitungen und im Internet zu finden. Ziel von Karikaturen ist die überspitzte Darstellung eines historisch-politischen Problems, welches Kritik äußern soll und somit monoperspektivisch vom Autor dargestellt wird. Insbesondere Karikaturen aus vergangener Zeit bieten also einen Einblick in die Wahrnehmung des Alltags eines Autors und die geäußerte Kritik an der Gesellschaft/Politik.
Wichtig bei der Karikaturenanalyse ist die Beschreibung, die Interpretation (z.B. welches Problem, was kritisiert der Autor, für welche Position ergreift er Partei?) und die Deutung mit einem zusammenhängenden Fazit.
„Besuche von Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus gehören heute meist selbstverständlich zum Programm des Geschichtsunterrichts, sind aber auch zunehmend Teil außerschulischer historisch-politischer Bildung. Sie ergänzen durch die Anschauung vor Ort, die der Aufbereitung und Erklärung bedarf, die schulische historisch-politische Bearbeitung des Themas „Nationalsozialismus“, können jedoch die Auseinandersetzung mit dem Thema in der Schule nicht ersetzen. Gedenkstätten sind Orte gemeinsamen Lernens und Gedenkens sowie der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Erinnerungskulturen. Sie entfalten ihre Wirkung für die politischen Bildung jedoch nur, wenn ihr Besuch sorgfältig vorbereitet und auf die Fragen und Bedürfnisse der Besucher/innen ernsthaft, möglichst individuell und nicht routinemäßig eingegangen wird.“ (vgl. Besuch einer Gedenkstätte). Besonders zu beachten sind hierbei eine gute Vorbereitung, methodische Durchführung und ausführlich Nachbereitung des Besuchs.
Besonders wichtig sind Zeitzeugen in Bezug auf ihre Wahrnehmung der Erlebnisse im Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg. Da diese Ereignisse aber 75 Jahre her sind, wird es immer schwieriger Zeitzeugen hierfür zu finden. Die sogenannte „Oral History“ wird mit all ihren Chancen, Grenzen und in ihrer praktischen Umsetzung von der Bundeszentrale für politische Bildung unter Oral History dargestellt.
Neben analogen Medien wird vor allem in der Kursstufe der Fokus auf digitale Medien gesetzt, da die Schülerinnen und Schüler damit täglich konfrontiert werden. Oft wird Geschichte, werden Geschichtsbilder und Erinnerungskultur in den digitalen Medien zur Beeinflussung verwendet. Die SuS sollen befähigt werden dies zu erkennen, kritisch zu hinterfragen und sich eine eigene Meinung bilden.